Luppenau

     Kein Osterfest in Luppenau 2020

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Mai 2020  - Ilja Bakkal -   

Langsam bricht die Nacht herein,
Kinder freu'n sich, Fackelschein.
Große Männer freu'n sich auch,
ganz besonders die mit Bauch -
wissen noch vom letzten Jahr,
Grill und Zapfhahn – wunderbar!

2020 hat es kein Osterfeuer gegeben. Ein Problem namens Corona bremst die ganze Welt aus, Deutschland und Luppenau.  Kontaktverbot ist das Schlagwort, dem  das gesellschaftliche Leben in unserem Dorf zum Opfer fällt. Die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag sind ausgebremst, damit auch das Kinderfest und der Sommernachtball und das Jubiläum der Feuerwehr als integrierte Bestandteile. Lediglich für Kirche-Kultur-Köstlichkeiten ist noch nicht alle Hoffnung verloren und sie täte uns gut -  Auferstehung mal anders, verspätet aber laut und mit Wucht, wenn man uns lässt.


Es wird ein Winter kommen, die Schneemänner übergeben an
den Hasen und dann…

 

Der Luppenauer Osterhase
versteckt sein Gut im frischen Grase,
ganz in der Früh, noch wenn es taut,
dann passt er auf, dass keiner klaut.
Wehrhaft blinkt der scharfe Zahn,
ein Held, der Hase hat's getan.

Warten wir auf das nächste Jahr, es soll wieder verstärkt echte Eier vom Hasen geben, nicht nur die aus der Schokoladenfabrik.  Die liebgewonnenen Routinen fehlen uns, aber sie kommen wieder! Sicherlich haben Sie den roten Palettenzaun am Sportplatz bemerkt. Diese in absolut lobenswerter Jäger- Loose- Voigt- Initiative entstandene Wildsachweinbarriere steht für mich auch als Symbol wiederzuerlangender gesellschaftlicher Lebensqualität! Leider weist sie wesentlich weiter in die Zukunft als uns lieb ist.

Bleiben Sie gesund, tun Sie etwas für Ihre Gesundheit!

Machen Sie alles richtig!

Gestatten Sie mir, liebe Leser, noch eine Anekdote: Corona-Management in Luppenau. Hätte aber auch sonst-wo spielen können.
Kurz vor Ostern klingelte es an der Tür. Ich legte meinen MNS 0815 an (selbstgenähte Maske mit Segelbooten auf blauem Grund)  und öffnete.  Draußen stand ein lieber Freund. Er trug  Gummihandschuhe. Oh – was machst Du mit den Handschuhen, wäre es nicht besser, etwas vor der Nase zu tragen? Nein, ihm wären dringend die Handschuhe angeraten worden, weil er noch mit mehreren Personen zu sprechen hätte. Das verstehe ich, fuhr ich doch vor Jahren in vergleichbarer Befehlslage  (Ehefrau) bei Rot über die Kreuzung. Das war noch gefährlicher.  Wir unterhielten uns  gefühlte 10 Minuten über virale Reproduktionszahlen, Herdenimmunität, Tröpfcheninfektion, Aerosol, Schmierinfektion und Einsamkeit. Jeder hat so seine bevorzugten Infektionswege und seine Anweisungen. Alle kann man ohnehin nicht verstehen. Täglich lernen wir Neues über ein Virus und ganz Neues über Masken, obwohl sich da im einfachen Segment ewig nichts geändert hat und ihr Sinn so unstrittig ist wie der eines Fallschirms. Wir hören  Sätze wie, Masken sind für medizinisches Personal - also mich - unabdingbar, für die Bevölkerung - also Sie - völlig nutzlos. Die Viren würden sich im Grüngelben der getragenen Maske vermehren (Biologie ungenügend). Kompetente Krisenmanager übertreffen sich in Ignoranz oder Ungeschick beim Versuch eine solche anzulegen auch wenn sie Kanzler werden wollen.


In Vertretung des Hasen: Storch in Tragarth – Symbol des Lebens

Und ganz plötzlich, über Nacht, sollen wir uns alle eine nähen und es wird von fleißigen Menschen,
besonders mit virengewohntem mit Migrationshintergrund, sofort befolgt. Auch wieder falsch, sie taten es schon vorher. Masken dringend empfohlen, Maskenpflicht!
Beim Abschied nahm ich einen Stift und zeichnete auf die behandschuhte Hand des Freundes: 4 Striche senkrecht, einer quer und noch einer senkrecht macht 6! Wwwawas soll den das!? So oft hast Du Dir während unserer Unterhaltung ins Gesicht gefasst, davon zweimal in die Augen! Jeder hat seine bevorzugten Infektionswege. Es dauerte noch ein Weilchen bis wir uns endgültig trennten und die Hand blieb unten. Welch gutes Gefühl, ein Menschenleben gerettet zu haben!


Vielleicht begreifen wir den Sinn einer Maske schneller als seinerzeit den eines Gurtes im Auto. Der Effekt wäre quantitativ vergleichbar. Vielleicht fiele es uns leichter mit dem Wissen, dass die Maske mehr unser Gegenüber schützt als uns selbst. Noch besser wäre es, wenn alle eine Maske trügen wo es eng wird, sich wieder mit  Respekt und Abstand an die Großmutter trauten und das Virus verschwände. R=0! Schauen Sie nicht nur auf die grausamen Bilder aus vielen Ländern, wir sind offensichtlich glimpflich aber keineswegs zufällig  davongekommen. Viele zahlen einen hohen Preis dafür.

Ilja Bakkal